8403 Hektar Naturwald – wie ein kleiner Nationalpark
20 Jahre Naturwaldreservate
Vor 200 Jahren war der abgeschiedene und auch heute noch schwer zugängliche Wald in den nördlichen Kalkalpen eine intensiv genutzte Fläche. Was damals eine existenzielle Notwendigkeit war, Rinder, Schafe und Ziegen in den Kahlschlagsflächen weiden zu lassen, hat langfristig sichtbare Spuren im Ökosystem Wald hinterlassen. Auch heute dürfen diese Flächen nicht mit dem Urwald gleichgesetzt werden, obwohl das Naturwaldreservat Hinterer Oiswald ein sehr naturnahes Gebiet ist, das die typischen mittel- und hochmontanen Waldgesellschaften der nördlichen Randalpen repräsentiert. Aber mit der Zeit wurde auch dieser Wald dem ursprünglichen Urwald wieder immer ähnlicher. Waldgesellschaften, Naturwaldreservate, was bedeuten diese Begriffe konkret?
„Insgesamt weiß man von 118 verschiedenen Waldgesellschaften, die sich in Österreich angesiedelt haben: Von Schwarzföhrenwälder im niederösterreichischen Alpenostrand bis zum submontanen Stieleichen-Hainbuchenwald, der sich als nördlicher Streifen von Vorarlberg, Tirol, Salzburg bis nach Oberösterreich zieht“, erklärt Dr. Georg Frank vom Bundesforschungszentrum für Wald. Er betreut seit 20 Jahren mit seinem Team wissenschaftlich 195 Naturwaldreservate mit einer Waldfläche von 8.403 Hektar quer durch ganz Österreich. Dort findet man die optimalen Bedingungen, um Waldgesellschaften zu erforschen, denn sie dürfen nicht bewirtschaftet werden. Auf die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzerinnen und -besitzern wird großer Wert gelegt. Ein solches Programm kann nur dann funktionieren, wenn beide Partner zusammenarbeiten und hinter dem Programm stehen. Die rechtlich-administrative Programmabwicklung erfolgt durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.
„Der Wald ist wohl das wichtigste und prägendste Landschaftselement in unserem Land. Dieses vielschichtige Ökosystem bedeckt knapp die Hälfte der Staatsfläche und ist die Heimat unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Das Naturwaldreservate-Programm leistet einen wesentlichen Beitrag zur Österreichischen Biodiversitätsstrategie, mit der die biologische Vielfalt unserer Wälder erhalten und verbessert wird“, betont Bundesminister Andrä Rupprechter.
Nicht konservieren, sondern naturnah entwickeln
Naturwaldreservate sind Waldflächen, die für die natürliche Entwicklung des Ökosystems Wald bestimmt sind und so zur biologischen Diversität beitragen. „Sie haben die Aufgabe, die Baumartenzusammensetzung, die Struktur des Bestandes, die Vegetation und vor allem die natürliche Entwicklung der potenziellen natürlichen Waldgesellschaften möglichst gut zu repräsentieren“, erklärt Dr. Peter Mayer, Leiter des BFW.
Ziel ist es, dass jede in einem der 22 Wuchsgebiete vorkommende Waldgesellschaft durch mindestens ein Reservat erfasst wird. Keineswegs soll dabei der aktuelle Zustand konserviert werden, sondern es geht um die Zulassung einer natürlichen Entwicklung. Wichtige Faktoren sind das Belassen des Totholzes und die natürliche Verjüngung.
Informationen:
naturwaldreservate.at
bmlfuw.gv.at