Aufruf zur Rettung der Esche - Projekt „Bedrohtes Erbgut der Esche“ startet 2015
In den Tieflagen Österreichs Wälder kämpft eine weitere Baumart ums Überleben. Nach dem Ausfall der Ulme durch das Ulmensterben sowie der Bedrohung der Erlen durch eine Phytophthora-Art ist nun auch die Esche durch das Eschentriebsterben in schwere Bedrängnis geraten. Auf Initiative der Landwirtschaftskammer Österreich wird nun ein Forschungsprojekt umgesetzt.
Ein eingeschleppter Schlauchpilz namens Hymenoscyphus fraxineus führt bei der Rinde der Esche zu Schädigungen, die sich ausbreiten und Äste zum Absterben bringen können. An Altbäumen führt dies zu Zuwachsverlusten und einem Zurücksterben der Kronen. Nach einigen Jahren stirbt häufig der komplette Baum ab. Besonders betroffen ist allerdings der Jungwuchs, da das Triebsterben bereits die Sämlinge befällt und absterben lässt. Hier tritt der Tod schnell ein. Seit ca. 2005 hat sich das Eschentriebsterben innerhalb kurzer Zeit über ganz Österreich ausgebreitet. Daher wird die Esche auch nicht mehr zur Anreicherung von Nadelholzaufforstungen verwendet. Sie zählt aber zu den wichtigsten Edellaubbaumarten im österreichischen Wald. Es ist aber nicht nur eine ökonomisch wertvolle heimische Baumart bedroht, sondern auch die auf die Esche angewiesene Flora und Fauna.
Genetisch bedingte Resistenz ist nachgewiesen
Immer wieder werden einzelne Bäume angetroffen, die nur geringe oder keine Schadsymptome aufweisen und wahrscheinlich eine Resistenz gegenüber dieser Krankheit besitzen. Da diese Bäume nur vereinzelt vorkommen, können sich auf natürlichem Wege keine resistenten Baumpopulationen entwickeln, da oftmals der weibliche bzw. männliche „Fortpflanzungspartner“ fehlt. Die Esche ist nämlich zweihäusig, das heißt es gibt männliche und weibliche Eschen. Daher ist es notwendig, gesunde Eschenpopulationen als Saatgutquelle für zukünftige Aufforstungen zusammenzustellen. Die dazu notwendige Auslese resistenter Bäume ist nach heutigem Wissensstand die einzige erfolgversprechende Möglichkeit, um den Erhalt der Esche zu sichern.
Projekt „Bedrohtes Erbgut der Esche“
Auf Initiative und mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer Österreich, des BMLFUW, des Österreichischen Forstvereins, allen Landesforstdirektionen und anderen Partner startet das Forschungszentrum für Wald gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur im August eines der umfangreichsten europäischen Projekte zur Prüfung und Sammlung resistenter Eschen. Ziel dieses Projektes ist es mehrere hundert „resistente“ Altbäume auszulesen und eine Zuchtbasis von resistenten Eschen zu erstellen. Da eine Saatgutproduktion aber erst nach einigen Jahren möglich sein wird, werden als Zwischenlösungen resistente Eschen vegetativ vermehrt und der forstlichen Praxis zur Verfügung gestellt.
Mithilfe ist gefragt
Eine erfolgreiche Umsetzung ist nur durch die aktive Unterstützung der Waldbesitzer möglich. Für eine breite genetische Basis sollten bundesweit gering befallene Eschen identifiziert und beprobt werden. Auf der Projekthomepage www.esche-in-not.at steht dazu ein Merkblatt zur Auswahl geeigneter Bäume zum Download bereit. Die wichtigsten Kriterien sind:nicht oder nur gering geschädigte Bäume in stark befallenen Waldbeständen
keine freistehenden, einzelnen Bäume (Solitärbäume)
ein Brusthöhendurchmesser von rund 20 bis maximal 30 cm
am Baum sollen Samen vorhanden sein
Geeignete Eschen melden
Das heurige Jahr lässt eine überdurchschnittliche Samenproduktion erwarten. Aus diesem Grund sollten Eschen, die den Kriterien entsprechen, bis spätestens Ende August an folgende Adresse – am besten per Email – gemeldet werden:
Institut für Waldgenetik
Bundesforschungszentrum für Wald (BFW)
Seckendorf-Gudent-Weg 8
1131 Wien
Tel: 01-878-38-2110, E-Mail: institut2@bfw.gv.at
Als Alternative können Sie Ihre Beobachtungen auch der Forstbehörde bzw. dem Forstberater der Landwirtschaftskammer melden.
Weitere Details zur Auswahl und auch Fotos von Krankheitssymptomen und resistenter Eschen sowie das erwähnte Merkblatt finden Sie unter www.esche-in-not.at