Ausseer Naturraumgespräche: Zwischen Baum und Borkenkäfer
Im Rahmen des LIFE+ Projekts „Naturwald, Moore und Lebensraumverbund“ luden die Bundesforste am 10.09.2015 zu den ersten Ausseer Naturraumgesprächen am Grundlsee.
Das Thema der Veranstaltung war im wahrsten Sinne des Wortes „heiß“, denn nach dem extrem warmen und trockenen Sommer stellt der Borkenkäfer Forstleute und Waldbesitzer vor große Herausforderungen. So war der Andrang zur Veranstaltung entsprechend groß. Rund 80 Gäste folgten der Einladung der Bundesforste.
Das umfangreiche Programm begann mit einer Begrüßung durch Kurt Wittek, Betriebsleiter ÖBf-Forstbetrieb Inneres Salzkammergut. Gerald Plattner, Leiter ÖBf-Naturraummanagement, führte anschließend in das Thema ein und stellte die die Frage, ob der Borkenkäfer eine reine Plage ist oder auch seinen ökologischen Wert hat. Diese Thematik beschäftigte die verschiedenen Vortragenden den ganzen Tag und wurde auch von den TeilnehmerInnen heftig diskutiert.
Totholz ist nicht gleich Totholz
Für Martin Klipp (Naturschutzabteilung Land Steiermark) steht fest, dass Totholz, das durch den Befall des Borkenkäfers entsteht, für viele Arten wie Alpenbock oder Flechten wichtig ist. Es kommt jedoch auf die Dimension und Beschaffenheit sowie die Verteilung im Wald an, um sagen zu können wie hoch der ökologische Wert ist. Zielgrößen, wie 30 fm Totholz pro Hektar oder 10 Prozent sagen nichts über die Qualität aus.
Schadholzaufarbeitung nach Windwürfen
Hans Liebfahrt von der Landesforstdirektion Steiermark stellte klar, dass der Borkenkäfer laut Forstgesetz in seine Schranken zu weisen ist. Aufräumarbeiten sind für einen Forstbetrieb nach einem vermehrten Schadholzanfall eine riesige Herausforderung. Wie der Forstbetrieb Inneres Salzkammergut mit den Schadholzmengen im wenig erschlossenen Toten Gebirge und am steirischen Dachsteinplateau nach dem Windwurfereignis Kyrill 2007 umgegangen ist, erklärte Martin Stürmer, ÖBf-Immobilienspezialist eindrucksvoll.
Forschungsfeld Borkenkäfer
Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) untersucht die Triebkraft jener Borkenkäferarten, die als Forstschädlinge Berühmtheit erlangten. Gernot Hoch vom BFW brachte in seinem Vortrag Beispiele aus aller Welt zur Massenvermehrung und ihren Auswirkungen.
Im LIFE+ Projekt wird die Vermehrung der Borkenkäfer mittels Fallen überwacht und in einer Kooperation mit der Universität für Bodenkultur mit Daten von zwei Wetterstationen, die im Projektgebiet aufgestellt sind, verknüpft. Die ersten Ergebnisse und Hochrechnungen der Generationen und Klimadaten aus 2014 und 2015 präsentierte Peter Baier von der BOKU.
Borkenkäfermanagement in Schutzgebieten
ÖBf-Naturraummanager Stefan Schörghuber zeigte am Beispiel des Wildnisgebietes Dürrenstein, dass es möglich ist, Wälder dem menschlichen Einfluss zu entziehen und dennoch keine Probleme mit den angrenzenden Betrieben hinsichtlich der Borkenkäfer zu bekommen. Der Schlüssel ist eine gute Zonierung und Absprachen bereits im Ausweisungsprozess des Wildnisgebietes. Abschließend fasste der Präsident des Umweltdachverbandes, Franz Maier, in seiner Rede die Missverständnisse hinsichtlich Borkenkäfer und Naturschutz zusammen und ging auf das Positionspapier des Fachausschusses „Borkenkäfermanagement“ ein.
Über das spannende Thema wurde auch in den Pausen und im Anschluss an die Vorträge noch heiß diskutiert. Mit Veranstaltungen dieser Art soll das LIFE+ Projekt zu einem besseren Verständnis zwischen Forstbetrieben und Naturschutz beitragen. Die nächsten Ausseer Naturraumgespräche finden voraussichtlich im April 2016 zum Thema „Wildnis-Kolloquium“ statt.
Die Ergebnisse (Power Point Präsentationen sowie eine Kurzfassung der Vorträge) finden Sie hier.