Der Ruf der Wildnis: Historisches Horn zum Hirschlos‘n entdeckt
Bundesforste entdecken historisches Hirschruf-Ziegenhorn in Jagdhütte im Nationalpark Kalkalpen – Wildtierführungen zum Auftakt der Hirschbrunft

Historischer Hirschruf im Nationalpark Kalkalpen
Einen nicht alltäglichen Fund machten Mitarbeiter der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) in der kaiserlichen Bärenriedlauhütte im Nationalpark Kalkalpen. Bei den nunmehr abgeschlossenen Renovierungsarbeiten entdeckten sie ein rund 30 cm langes und geschätzte 100 Jahre altes Horn, das zum Anlocken von Rotwild genutzt wurde, ein so genannter „Hirschruf“. Durch das von Hand zugeschnitzte Mundstück lassen sich mit dem historischen Horn die röhrenden Brunftlaute von Rothirschen imitieren. Vergleiche mit in Höhlenschächten gefundenen Tierschädeln weisen darauf hin, dass es sich wahrscheinlich um das Horn einer Ziege handelt, die um 1900 auf den Almflächen des heutigen Nationalparks weidete. Mit der nun im September einsetzenden Hirschbrunft findet das historische Horn erneut Verwendung: NaturführerInnen der Bundesforste locken damit imposante Rothirsche zur Beobachtung im Rahmen einzigartiger Wildtierführungen.
Hirschlos‘n im Nationalpark Kalkalpen

Rudolf Grall Naturführer der Bundesforste mit Hirschruf
Die Brunft des „Königs der Wälder“ gilt als beeindruckendes Naturschauspiel, die röhrenden Rufe der mächtigen Rothirsche sind bei der Dämmerung weithin hörbar. Jetzt im September, wenn die Temperaturen sinken und die Tage kürzer werden, begeben sich die Rothirsche im Nationalpark auf Wanderschaft zu ihren angestammten Brunftplätzen und buhlen um die Gunst potenzieller Partnerinnen. Bis zu 500 Mal kann ein Rothirsch am Tag röhren. Das wochenlange Imponiergehabe und der Kampf mit den Rivalen zehrt an den Kräften der Tiere: Während der Brunftzeit kann ein Hirsch bis zu 25 Kilogramm an Gewicht verlieren.
Hirschbrunft im Nationalpark Donau-Auen

Röhrender Hirsch
Früher als ihre Artgenossen im Gebirge beginnen die Rothirsche der tiefer gelegenen Auwälder mit ihrer Brunft. Eine überlieferte These besagt, dass die Brunft im Nationalpark Donau-Auen bereits zum Geburtstag des Kaisers Franz Josef – am 18. August – einsetzt. Die beste Zeit das in den Aulandschaften besonders mächtige Rotwild zu beobachten, ist während der Dämmerung. Im Schutz der einfallenden Dunkelheit treten die bis zu 250 kg schweren und Schulterhöhe 150 cm großen Säugetiere aus dem Wald auf die freien Flächen aus. Rothirsche gelten als sehr scheu. Schon durch das leiseste Geräusch werden sie aufgeschreckt, suchen sofort Schutz im dunklen Wald und flüchten bei Beunruhigung über weite Strecken. Die besten Chancen für Rotwild-Sichtungen bieten begleitete Exkursionen in den Großschutzgebieten.

Historischer Hirschruf mit Umhängelederband
Wildtierführungen in den Nationalparkbetrieben
In ihren Nationalparkbetrieben im Nationalpark Donau-Auen und Kalkalpen bieten die Österreichischen Bundesforste Führungen zum „Hirschlos’n“ an. Bei geführten Wildtierwanderungen können Interessierte das frühherbstliche Naturschauspiel, begleitet von fachkundigen Förstern, vor Ort live erleben. Die Bundesforste bringen in den Nationalpark Kalkalpen und in den Nationalpark Donau-Auen einen Großteil der Schutzflächen ein. Gemeinsam mit den Nationalparkgesellschaften zeichnen sie für das Schutzgebiets- und Wildtiermanagement sowie Besucherlenkung und -betreuung verantwortlich.