Im Jahr 2013 wanderte der Titel „Baum des Jahres“ an die Taxus baccata, die (Europäische) Eibe.
Der Stamm der Europäischen Eibe (botanisch: Taxus baccata) kann sehr vielseitige Formen annehmen: aufrecht, drehwüchsig und spannrückig. In der Jugend wächst die Eibe sehr langsam, unter ungünstigen Bedingungen (wie zum Beispiel bei starker Beschattung) lediglich ein bis drei Zentimeter pro Jahr, wobei die Durchschnittshöhe der europäischen Eibe 15 Meter beträgt. Während das Höhenwachstum mit ca. 90 Jahren endet, hören das Dicken- und Kronenwachstum nie auf. So kann es zu Stammdurchmessern von über einem Meter kommen. Freistehende Eiben, die nicht von anderen Bäumen eingeengt werden, sind bis an den Boden beastet. Auch sind ältere Exemplare nicht selten mehrgipfelig und mehrstämmig. Ab einem Alter von etwa 250 Jahren kommt es bei Eiben häufig zu einer Kernfäule im Stammesinneren. Dabei kann der Baum im Laufe von Jahrhunderten fast gänzlich ausgehöhlt werden.
Wachsen Eiben unter optimalen Standortbedingungen, tragen sie das erste Mal mit 15 bis 30 Jahren Blüten. Unter weniger guten Standortbedingungen kann sich die Geschlechtsreife bis auf 100 Jahre hinauszögern. Blüten bilden sich im Spätsommer und blühen zwischen Februar und März. Da zu dieser Zeit Laubbäume in der Regel noch keine Blätter tragen, ist sichergestellt, dass der Pollenflug selbst dann ungehindert stattfinden kann, wenn die Eibe von Laubbäumen überschirmt ist.
Im Normalfall sind Eiben zweihäusig getrenntgeschlechtlich, weibliche und männlich Blüten befinden sich also auf unterschiedlichen Bäumen, wobei es aber Ausnahmen gibt.
Die Samen der Eibe sind ungefähr 6-7 Millimeter lang und 43-77 Milligramm schwer. Ein fleischiger Samenmantel, Arillus genannt, umgibt die Samen becherförmig, um sie so zu schützen. Die Samen reifen von August bis Oktober und keimen erst im zweiten Frühjahr. Während der Reife ändert sich das Grün des Arillus zu einem satten Rot. Vögel, vor allem Drosseln und Amseln, werden von dem süßen Samenmantel angelockt und verdauen ihn unversehrt. Das trägt zur Verbreitung der Eibe bei.
Bereits die Neandertaler setzten Jagdwaffen aus Eibenholz ein. Aufgrund der Elastizität und der gleichzeitigen Härte eignete sich das Holz besonders für die Produktion von Bögen und Speeren. Zusätzlich präparierten die Kelten ihre Speere mit dem giftigen Eibensaft. Die ältesten Funde von Gegenständen aus Eibenholz sind zwei ca. 90.000 und 150.000 Jahre alte Speere. Weitere Funde zeigen, dass Eibenholz auch für die Herstellung von Peitschen und Gebrauchsgegenständen wie Löffel, Teller, Schalen und Nadeln genutzt wurde. Generell wurden Dinge, die einer starken Beanspruchung oder einem hohen Risiko an Fäulnis unterlagen, aus Eibe gefertigt, wie z.B. Türschwellen oder Stege. Sogar drei Schiffe aus Eibenplanken konnten gefunden werden. Die Ägypter nutzten das Holz auch für den Sargbau.
Schon in der Antike war der Eibenbaum sehr bekannt. Eibennadeln wurden oft bei Morden oder Selbstmorden eingesetzt, in geringen Dosen auch zur Abtreibung. Dioscurides, griechischer Arzt und Pharmakologe des Altertums, schrieb über die Gefahren, die von der Eibe ausgehen. Seiner Meinung nach begaben sich Menschen schon in Lebensgefahr, wenn sie im Schatten einer Eibe schliefen. Plinius teilte diese Meinung und riet auch davon ab, aus Eibenholzgefäßen zu trinken. Im Gegensatz dazu war die Eibe im Altertum mit einer schützenden Rolle besetzt, sollte sie doch Blitze und Dämonen fern halten. Das Holz war so begehrt, dass schon im 16. Jahrhundert Schonzeiten für den Baum festgesetzt wurden.
Das Aufkommen von Eiben-Jungpflanzen wird durch die vielerorts hohe Wilddichte erschwert. Die meisten Eiben wachsen hingegen im Siedlungsraum, wo sie vor allem als Hecken und in Parks geschätzt werden und eine echte ökologische immergrüne Heckenalternative sind.
Der Name der Europäischen Eibe verleitet dazu fälschlicherweise anzunehmen, dass es sie nur in Europa gibt. Der Bestand an europäischen Eiben geht über die Grenzen Europas hinaus. Vom Atlasgebirge in Nordwestafrika über Europa, Kleinasien bis in den Kaukasus und den Nordiran reicht das Verbreitungsgebiet. In Europa ist das Verbreitungsgebiet in viele kleine Teilareale zerrissen. Während man Eiben vielerorts zwar nur noch als Einzelbaum findet, gibt es in Dänemark und Holland gar keine natürlichen Vorkommen mehr.
Bei der Wahl ihres Standorts ist die Eibe nicht wählerisch, sie gedeiht auf humosem oder lehmigem Sandboden, auf feuchten, wechselfeuchten und sehr trockenen, sowie auf sauren und basischen Böden. Optimale Bedingungen hat die Eibe auf frischen Kalkhängen und gut durchwurzelbaren, nährstoffreichen, oft basischen Böden in ozeanischer, feuchter Klimalage. Je nach Standortbedingungen wächst die Eibe als Baum oder Strauch.
Die Europäische Eibe ist die schattenverträglichste Baumart Europas. Junge Eiben gedeihen hauptsächlich im Schatten anderer Bäume. Herangewachsene Eiben vertragen zwar volle Sonne, ihnen reichen aber auch nur fünf Prozent der Lichtmenge des Freilandes, um erfolgreich Blüten und Samen zu bilden.
In Österreich ist die wohl berühmteste Vertreterin der Eibe die “Tausendjährige Eibe” am Rennweg 12, aber auch im Botanischen Garten des Schlosses Schönbrunn und in Gruppe 28 im Wiener Botanischen Garten gibt es Eiben zu bewundern. Ein größeres Eibenvorkommen, etwa 250 Bäume, findet man in Pichlwald am Mondsee in Oberösterreich. Reine Eibenbestände findet man heute nur selten.
Aufgrund ihrer hohen Dosis an Gift hat die Eibe kaum mit Parasiten zu kämpfen. Vereinzelt findet man aber dennoch Eibenschädlinge. Gallmilbe, Gallwespe und Gallmücke ebenso wie Taxus-Napfschildlaus und die Larve des gefurchten Rüsselkäfers können eine Gefahr für die Eibe darstellen. Aber auch die Natur selbst macht es der Eibe nicht immer leicht. Bekommt der Baum während einer Trockenperiode nicht genug Wasser, vergilben seine Nadeln und fallen schließlich ab. Fatalerweise ist die langsam wachsende Eibe ein bevorzugtes Futter von Rehen. Diese äsen junge Pflanzen laufend ab, ohne am Eibengift Schaden zu nehmen – für Wiederkäuer ist der Verzehr von Eibensprossen ungefährlich. 20 bis 30 Jahre muss eine Eibe ausharren, bis sie dem Zahn des Wildes entwachsen ist.
Trotzdem: Der wohl größte Feind der Eibe und somit maßgeblich für ihre Bedrohung verantwortlich, ist der Mensch. Aufgrund ihrer Beliebtheit zur Herstellung von Waffen kam es schon früh zur Übernutzung der Eibe. Andererseits wurde sie aber auch systematisch verfolgt und ausgerottet, da ihr Gift eine große Gefahr für Nutztiere darstellte. Im 15./16. Jahrhundert waren die Eibenbestände in England bereits so erschöpft, dass das Holz aus anderen Ländern importiert werden musste.
Weitere Informationen unter himmel.at, bmlfuw.gv.at
Green Care WALD: Best Practice |
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