Nach der Prominenz der Zirbe im internationalen Jahr des Waldes (2011), wurde 2012 keine geringere als die Elsbeere zum Baum des Jahres 2012 gekürt.
Die Elsbeere ist ein sommergrüner Laubbaum der zur Familie der Rosengewächse gehört und durchschnittlich 15 bis 25 Meter hoch wird. Nicht nur das Holz, sondern auch die Blätter der Elsbeere unterscheiden sich von Baum zu Baum auf die verschiedensten Weisen. Manche wirken wie zu groß geratene Weißdorn-Blätter, bei anderen sind die untersten Lappen viel stärker abgespreizt oder sogar losgelöst vom übrigen Blatt. In den meisten Fällen wird die Elsbeere ca. 100 Jahre alt, wobei sie auf freien Wiesenflächen aber auch bedeutend älter (bis zu 250 Jahre) werden kann und dann einen Stamm von bis zu einem Meter Durchmesser erreichen kann. Ab dem 30. Lebensjahr reißt die Borke in vielgestaltige Schuppen – die für alte Elsbeeren charakteristischen „Elsenlöckchen“- auf, so dass der Stamm dann ein unverwechselbares Aussehen erhält.
Die Blütezeit ist Ende Mai bis Anfang Juni und dauert ungefähr zwei Wochen, wobei die Elsbeere erst mit etwa 20 bis 30 Jahren zu blühen beginnt und dann mit manchmal mehrjährigem Abstand Früchte trägt. Letztere sind eiförmig bis rundlich, werden zwischen 12 und 18 Millimeter lang und sind essbar. Sie werden gerne von Vögeln, Eichhörnchen und Mäusen verzehrt. Die Fruchtreife der Elsbeere ist von September bis Oktober, wenn das Fleisch der vollreifen Früchte süßsauer schmeckt. Die Ernte ist gefährlich zeitaufwändig und anstrengend, da die Früchte bei Vollreife nicht abfallen, sondern in bis zu 15 Metern Höhe in mühevoller Handarbeit mit Stängel geerntet werden müssen. Erst später müssen sie, ebenfalls per Hand, von den Stängeln gelöst werden.
Das Holz der Elsbeere zählt zu den härtesten Hölzern überhaupt: Aus dem edlen Holz werden besonders stark beanspruchte mechanische Teile – wie etwa Lineale oder Obst- und Weinpressen – hergestellt (Weinpressen aus Elsbeeren-Holz findet man heute z.B. noch in Grinzing). Außerdem ist ihr Holz ein edles Furnierholz. Die Früchte werden in der Volksmedizin zur Heilung von Darmerkrankungen und zur Erzeugung von Schnäpsen (insbesondere im Elsass; frz.: „Alisier“) verwendet.
Die Genussregion „Wiesenwienerwald Elsbeere“, in der die großkronigen, freistehenden Elsbeerbäume auf weltweit einzigartige Weise mit wohl über 1.000 Exemplaren landschaftsprägend sind, befindet sich auf einer Seehöhe zwischen 300 bis 600 Meter. Der Begriff „Wiesenwienerwald“ wird oft für einen Randbereich des Wienerwaldes, der von Wiesen dominiert ist, verwendet. In Österreich kommen sie abgesehen vom westlichen Wienerwald am häufigsten in der Mittelsteiermark vor und im Pannonischen Raum – also im Weinviertel, der Wachau, Marchfeld, Wiener Becken (Thermenlinie!) und Nordburgenland. In Wien finden sich einzelne Exemplare am Cobenzl und im Lainzer Tiergarten. Vereinzelt kommen sie auch in Kärnten und Salzburg vor, sehr selten in Oberösterreich und Tirol.
Laut der „Roten Liste“ ist die Elsbeere in Österreich als „extrem selten“ einzustufen. Durch den heute allgemein üblichen „Hochwald” werden die schnell und hoch wachsenden Schattenbaumarten gefördert. Im Gegensatz zu „Nieder-“ und „Mittelwäldern“, werden hier Lichtbaumarten wie der Elsbeere Licht, Platz und Wärme genommen, wodurch sie zurückgedrängt werden. Doch leider ist die Elsbeere auch aus anderen Gründen sehr selten geworden. Wegen der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, besonders des Holzes, kam es im Laufe der Jahre zu starker Übernutzung. Alte Elsbeeren wurden geschlägert, weil sie für Möbelstücke oder Musikinstrumente verwendet wurden.
Neben der Unterdrückung durch andere Bäume ist auch der Wildverbiss eine Gefahr für die Elsbeerbäume. Hinzu kommt, dass die Samen der Elsbeere mit Vorliebe von Mäusen gefressen werden, was die Fortpflanzung deutlich erschwert und wenn die alten Bäume im Wald fehlen ist eine eigenständige Naturverjüngung somit nicht möglich. Deswegen ist der Baum für jede Pflege durch den Menschen sehr dankbar. Wenn die Früchte überreif werden, können auch Vögel große Schäden anrichten und sogar ganze Bäume innerhalb weniger Stunden restlos abernten.
Es gibt keine nennenswerten Schädlinge, die speziell an der Elsbeere auftreten oder an ihr bemerkenswerte Schäden hervorrufen. Die Raupen vom Blausieb, einem Schmetterling, fressen sich allerdings durch junge Triebe. Als schlimmste Bedrohung wird der Pilz Hallimasch, angesehen, dessen parasitischer Befall für die Elsbeere tödlich sein kann. Weiters ist die Elsbeere wie viele andere Rosengewächse (Apfel, Birne, Eberesche, Weißdorn,…) von der aus Nordamerika eingeschleppten Bakterienkrankheit „Feuerbrand“ betroffen (Erwinia amylovora). Sie ist für Menschen ungefährlich, kann aber zum Tod des befallenen Baums führen.
Weitere Informationen finden Sie zum Beispiel unter bmlfuw.gv.at oder himmel.at. Informationen zu Elsbeer-Produzenten finden Sie unter elsbeerreich.at
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