Fernwärme für Klagenfurt - Neue Lösung nicht sinnvoll
Fernwärme für Klagenfurt: Die neu vorgeschlagene Lösung mit Biomasse-Verbrennung basiert weiterhin auf der unrealistischen Annahme einer guten Versorgungslage bei Holz.
Vor ein paar Tagen präsentierte die Stadt Klagenfurt die neue Idee, wie die Wärmeversorgung zukünftig sichergestellt werden kann. Dabei wurde deutlich, dass die Verantwortlichen auch weiterhin hauptsächlich auf Biomasse-Stromerzeugung setzen. Die Papier- und Plattenindustrie hat die Sinnhaftigkeit solcher Projekte schon mehrmals analysiert und kritisiert.
„Wir glauben, dass es für Menschen, Wirtschaft und Umwelt besser ist, in Klagenfurt gar keine Biomasse-Groß-Kraftwerke zu errichten. Denn die Fakten bestätigen, dass es eine Alternative gibt, die vorteilhafter wäre. Was sich jetzt in Klagenfurt abzeichnet, ist keine sinnvolle Lösung im Sinne der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit“, fasst Alfred Heinzel, Austropapier Präsident, die Situation zusammen.
Schon seit längerem ist klar, dass Klagenfurt in Zukunft eine neue Versorgung mit Fernwärme brauchen wird. Dazu setzte die Landeshauptstadt seit 2013 auf eine Lösung, bei der die RZ-Gruppe zuerst ein neues und sehr großes Biomasse-Kraftwerk und in weiterer Folge zwei Anlagen bauen würde. Nach umfassender Kritik an dem Projekt aus mehreren Richtungen und aufgrund einer mangelhaften Bescheidlage, verzögerte sich der Start immer wieder. Im Frühjahr 2015 rollte die neu gewählte Bürgermeisterin Dr. Maria-Luise Mathiaschitz die Sache neu auf.
Die nun am Dienstag präsentierte Lösung sieht vor, dass doch ein 35 MW-Kraftwerk im Osten der Stadt gebaut werden soll – aber jetzt nicht von der RZ-Gruppe allein, sondern unter Beteiligung der Stadtwerke Klagenfurt. „Der Vorschlag muss aus vergabe- und beihilferechtlicher Sicht als extrem wackelig eingestuft werden,“ meint Alfred Heinzel. Zusätzlich werden Verhandlungen mit dem Plattenwerk Fundermax in St. Veit gestartet, um dort bestehende Restwärme teilweise zu nutzen. Und schließlich soll das abgelaufene alte Heizwerk, das mittlerweile auf Gas umgerüstet wurde, doch am Netz bleiben, um Spitzen abdecken zu können.
Die Papier- und Plattenindustrie sieht zwar, dass der Biomasse-Einsatz in der neuen Lösung geringer ausfallen würde, stellt aber erneut die Frage, warum nicht gleich sämtliche verfügbare Wärme aus Sankt Veit bezogen wird. Dabei bezieht sie sich auf eine im Mai d.J. von der Management Consulting Dr. Peter Unterluggauer erstellten Studie, die klar zeigt, dass die Nutzung von Abwärme aus der schon bestehenden Anlage von Fundermax zu bevorzugen ist. Das unterstützt auch Dr. Erlfried Taurer, Sprecher der österreichischen Span-, OSB und Faserplattenindustrie, der sagt: „Die gänzliche Fernwärme-Versorgung ist ökologischer, effizienter und auch bei den Kosten vorteilhafter, als das, was jetzt vorgeschlagen wird. Die bestehenden Ressourcen werden nicht genutzt!“
Das Projekt wird aber trotz einer Änderung offensichtlich weiter in Richtung Biomasse Stromerzeugung gepusht. Heinzel: „Vielleicht auch deshalb, weil ein bestehender Ökostrom-Förderbescheid für den Betreiber auf viele Jahre eine sichere Einnahmequelle bedeuten würde. Immerhin geht es um mehr als 165 Mio. € Fördermittel.“ Das könnte gerade für die RZ-Gruppe erstrebenswert sein, nachdem einige ihrer Unternehmensteile unsicher dastehen, durch die gescheiterte Lendorf-Alternative eine millionenschwere Pönale ins Haus steht und jetzt auch noch die Kreditlinie von der Bad Bank Heta fällig gestellt wurde. Die Nachteile für Klagenfurt in Hinblick auf Emissionen, Feinstaub und Verkehrsaufkommen werden bewusst in Kauf genommen.
Seit vielen Jahren argumentiert die Papierindustrie für die vorrangig stoffliche Nutzung von Holz. Förderinstrumente, vor allem aber das Ökostrom-Gesetz (ÖSG), haben den Holzverbrauch für die thermische Verwertung im Laufe von zehn Jahren österreichweit von rund 10 auf über 20 Millionen Festmeter ansteigen lassen. ÖSG-Fördermittel in der Höhe von 1,5 Milliarden Euro sind bereits geflossen.
Alfred Heinzel sieht das als Problem: „Die subventionierte Verbrennung von Holz gefährdet die langfristige Rohstoffversorgung der Zellstoff- und Plattenwerke zunehmend. Diese Werke arbeiten als Teil einer stufenweisen Holz-Kaskade, die mehr Wertschöpfung und mehr Arbeitsplätze bringt. Klagenfurt plant deshalb mit Biomasseheizkraftwerken in die falsche Richtung. Zumal ich sehe, dass die langfristige Holz-Versorgungslange in Südösterreich bei weitem nicht so positiv ist, wie man der Öffentlichkeit weismachen will.“
„Ich habe nichts dagegen Holz zu verbrennen. Die Frage ist nur wann? Heutzutage sollte die thermische Verwertung des genialen Rohstoffes Holz prinzipiell am Ende des Lebenszyklus erfolgen.“