Österreich hat heute viel Wald, aber das ist kein Zufall. Noch Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war das Gebiet von Österreich weitgehend entwaldet und die vorhandenen Wälder waren aufgrund von Raubbau, Waldweide und Streunutzung großteils in einem sehr schlechten Zustand.
Der heutige Waldreichtum Österreichs ist einer brillanten Idee und deren konsequenter Verfolgung und Verwirklichung über Jahrhunderte hinweg zu verdanken. Das Konzept „Nachhaltigkeit“ ist eine Kreation von Menschen, die den Wald retten wollten und kann in Mitteleuropa auf eine 300-jährige Geschichte zurückblicken.
Im Jahr 1713, einer Zeit in der das Holz der Wälder wie Erz in Bergwerken einfach abgebaut wurde, erließ der Berghauptmann des Königreichs Sachsen, Hans Carl von Carlowitz, eine bahnbrechende Vorschrift zur Nutzung der Wälder. Seine Sorge war das rapide Verschwinden der Wälder, der Quelle des für den Bergbau essenziellen Rohstoffs Holz, bedingt durch Raubbau. Seine Idee war, die Wuchskraft und die Reproduzierbarkeit des Waldes auszunutzen, sodass nach der Holzernte im Wald Bäume wieder nachwachsen und auch zukünftige Generationen das volle Potenzial des Waldes zur Verfügung haben. Das Konzept Nachhaltigkeit war geboren und verbreitete sich von da an weit über Sachsen hinaus.
Um dieses Wissen in Österreich zu etablieren, wurde im Jahr 1809 die Forstliche Fakultät in Ödenburg, damals noch Österreich, heute Sopron in Ungarn, eingerichtet. 1813 wurde die k.k. Forst-Lehranstalt zu Mariabrunn bei Wien gegründet, 1824 die Forstakademie in Schemnitz, heute Banská Štiavnica in der Slowakei, 1872 die Universität für Bodenkultur und 1874 die Forstliche Versuchsanstalt, heute Bundesforschungszentrum Wald, in Wien. 1852 wurde für das gesamte Gebiet der Donaumonarchie das Reichsforstgesetz erlassen, das erste umfassende Regelwerk für den Wald.
Zunächst stand natürlich die Nachhaltigkeit der Holzerzeugung im Mittelpunkt. Schon bald wurde aber erkannt, dass die Erneuerung des Waldes und damit von Holz langfristig nur gelingt, wenn mit der Natur gearbeitet wird und die Rahmenbedingungen des Klimas und des Bodens respektiert werden. Sonst schlägt die Natur zurück und Schädlinge, ausgelaugte Böden, Stürme und andere Schadereignisse fordern ihren Zoll.
Schließlich wurde erkannt, dass der Wald dem Menschen viel mehr zu bieten hat als Holz.
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