Österreichische Holzgespräche 2015
HOLZ: auf Schiene!
Die diesjährigen Holzgespräche fanden unter dem Motto „HOLZ: auf Schiene!“ in Eferding, Oberösterreich, statt. Das Motto ist vielschichtig und vieldeutig zu verstehen, so wie Holz wichtiger Wirtschaftsfaktor und ökologisches Wunderkind zu gleich ist. Dass Holz die Lokomotive der Wertschöpfungskette ist, wurde auch in den Vorträgen der namhaften Referentinnen und Referenten aufgezeigt, welche Lösungsansätze für die großen Herausforderungen des Marktes und der Gesellschaft, vorstellten.
Nach der Begrüßung der Branchenvertreter durch den Gastgeber und FHP-Vorsitzenden Georg Starhemberg, eröffnete Dr. Thomas Stelzer, Landeshauptmann-Stellvertreter, die Veranstaltung. Ausgehend von der derzeitigen Flüchtlings-Situation und der steigenden Arbeitslosigkeit, hob er die Wichtigkeit von Holz als Potential für die Arbeitsplatzschaffung hervor. Nicht nur im Bau spielt Holz eine massive Rolle, sondern auch in der Forschung, bei Innovationen und der Weiterentwicklung, durch welche letztendlich neue Arbeitsplätze geschaffen werden können.
Klimawandel als größte Herausforderung
Im Eröffnungsreferat stellte Franz Fischler, Präsident des Europäischen Forums Alpbach und ehemaliger EU-Agrarkommissär fest: „Die Nutzungs-möglichkeiten im österreichischen Wald sind bei Weitem noch nicht ausgenützt, sehr viel Potenzial liegt noch brach. Es ist deutlich mehr hiebsreifes Holz da als genutzt wird. Den Waldbesitzern geht Vermögen verloren, wenn sie zum Zeitpunkt der Hiebsreife nicht ernten.“ Zuerst sollte das Holz aber stofflich verwertet werden, ehe es am Ende des Lebenszyklus verbrannt wird. Diese kaskadische Nutzung gelte es weiter zu forcieren, so Fischler. „Die größte Herausforderung für den Wald stellt der Klimawandel dar. Die Baumartenwahl ist entscheidend, aber nicht einfach: Die Waldbesitzer müssen zumindest 80 Jahre vorausplanen. Insgesamt verlangen die Herausforderungen der Zukunft neue Herangehensweisen in der Waldbewirtschaftung und innovativere Formen der Holzverwendung. Wir müssen eine Innovations-Kette aufbauen“, erklärte Fischler.
ÖBB wollen wieder mehr Holz auf der Schiene transportieren
„Die Forst- und Holzwirtschaft ist der wichtigste Partner der ÖBB im Bereich Gütertransport. In den vergangenen Jahren musste unser Unternehmen jedoch die Güterbeförderung wirtschaftlich gesunden lassen. Das ist gelungen. Die Holzbranche musste allerdings höhere Preise und weniger Verladebahnhöfe akzeptieren“, berichtete ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern. Trotzdem müssten die ÖBB den Holztransport mit einem „deutlich zweistelligen Millionenbetrag“ bezuschussen. Das könne sich das Unternehmen einerseits leisten, weil das Jahresergebnis von 330 Mio. Euro Verlust 2010 auf +100 Mio. Euro 2014 gedreht werden konnte. „Außerdem haben die Bundesbahnen auch im strukturschwächeren ländlichen Raum eine Standortaufgabe zu erfüllen“, sagte Kern.
„Es gibt noch 128 Holzverladebahnhöfe in Österreich. Damit haben wir pro 100 km neun dezentrale Bahnhöfe. Deutschland hat sechs und Italien nur einen pro 100 km. Wir haben das dichteste Bahnnetz der Verladung in Europa. Diese Struktur soll so erhalten bleiben“, unterstrich der ÖBB-General.
Auch ÖBB bauen mit Holz
Mit der Plattform Forst-Holz-Papier (FHP) gebe es eine „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“, so Kern. Im Vorjahr erwirtschaftete man mit der Forst- und Holzwirtschaft 220 Mio. Euro Umsatz, bis 2018 strebe man 250 Mio. Euro an. Als Teil der guten Partnerschaft mit der Holzbranche verwies Kern darauf, dass auch die ÖBB mit Holz bauen. Demnächst werde der Güterterminal Inzersdorf eröffnet. Die Bahnhöfe Zeltweg und Gramatneusiedl seien ebenfalls Holzbauten. „Der größte ÖBB-Holzbau wird aber in der Weststeiermark der Bahnhof vor dem Koralm-Tunnel“, blickte Kern in die Zukunft.
35 Mio. EURO Schaden durch Käferkalamität
„Gäbe es diese neue Vereinbarung mit den ÖBB nicht, kämen 200.000 Lkw-Fahrten zusätzlich zum Einsatz“, erläutert Sektionschef Gerhard Mannsberger vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft dazu. In den kommenden Monaten seien flexible Transportlösungen gefragt, gelte es doch, das vom Käfer befallene Holz möglichst rasch zu den Verarbeitern zu bringen. Heuer fallen 1,5 Mio. Festmeter Schadholz an, das auf die Käferkalamität zurückzuführen ist. Das bedeutet einen wertmäßigen Schaden von rund 35 Mio. Euro. Das Schadholzaufkommen könnte sich erfahrungsgemäß 2016 verdoppeln, so der Experte im Rahmen der Pressekonferenz, die heuer erstmals im Rahmen der Holzgespräche veranstaltet wurde.
Außernutzungstellungen sind die schlechteste Lösung
Angesichts des Klimawandels sieht Mannsberger den Wald eindeutig als Betroffenen. Die Forstwirtschaft sei aber auch ein Teil der Lösung, weil der Wald CO2 binde. „Ein Urwald ist CO2-neutral – er gibt so viel ab, wie er aufnahm. Außer Nutzung gestellte Wälder wären die schlechteste Lösung. Hier würden ältere Bestände zunächst mehr Kohlenstoff freisetzen als kommende Bestände binden könnten. Im bewirtschafteten Wald bleibt CO2 in Form der Holzprodukte längere Zeit gebunden“, stellte Mannsberger fest.
In Österreich werden jährlich rund 18 Mio. Erntefestmeter Holz geerntet. Als Potenzial nannte Mannsberger 22 Mio. Festmeter. In Form von Arrondierungen im Zug von Naturschutzprogrammen könnte es weitere Schutzflächen geben, erklärte er. Außernutzungstellungen seien aber problematisch. Verbesserungen könnte sich Mannsberger beim Grad der stofflichen Nutzung noch vorstellen. „Derzeit sind wir bei 78% des geernteten Holzes, das zuerst stofflich und erst dann thermisch genutzt wird. 85% wären möglich. Jedes Prozent mehr erfordert allerdings überproportionale Anstrengungen“, gab der Sektionschef zu bedenken.
Bausektor bietet noch großes Potenzial für Holz
Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), sieht noch großes Potenzial für Holz im Baubereich: „Vom gesamten Bauvolumen in Österreich im Umfang von rund 17 Mrd. Euro hat der Holzbau einen Anteil von 3,7 Mrd. Euro. Eine 2%ige Verschiebung vom Bauvolumen bedeutet um 10% mehr Holzbau“, betonte Weiss. Er verwies dabei auf zahlreiche von der BIG umgesetzte Projekte.
Für die Verwendung des natürlichen Rohstoffes Holz im Wohnbau würden zahlreiche Argumente sprechen, so der Referent. Die rechtlichen Rahmenbedingungen (Brandschutzanforderungen, mehrgeschoßiger Wohnbau usw.) seien mittlerweile etwas verbessert worden. Auch von den Kunden werde der Wunsch nach Holzverwendung geäußert, berichtete Weiss. Als positives Beispiel für modernen Holzbau präsentierte Andrea Reithmayer, Vizerektorin der BOKU Wien, den geplanten Neubau der Büro- und Laborgebäude der IFA (Department für Agrarbiotechnologie) in Tulln.
Holzhaus als Burn-Out-Prophylaxe
Auch die Klimatologin Christa Kummer verwies in ihrem Referat auf die Notwendigkeit, rechtzeitig Anpassungsstrategien für den Klimawandel zu erarbeiten. Die Forstwirtschaft sei aber hier auf einem guten Weg, betonte sie. „Mir macht nicht der Klimawandel Angst. Mir macht ein Faktor Angst, der nicht kalkulierbar ist: der Faktor Mensch“, sagte Kummer und plädierte an die Vernunft der Menschen, mehr in Qualität, statt in Quantität zu investieren. Als erfahrene Bewohnerin eines Holzhauses schlug Kummer vor „Holzhäuser als Burn-Out-Prophylaxe“ zu nutzen und sorgte dabei für gute Stimmung im Publikum.
Bekanntlich setzt sich die Plattform Forst-Holz-Papier (FHP), seit einiger Zeit intensiv für die vermehrte Verwendung von Holz im Bausektor ein. FHP-Generalsekretärin Hermine Hackl stellte die FHP-Charta für Holzbau vor, welche mittlerweile von zahlreichen Institutionen, Vereinigungen und auch Einzelpersonen (darunter auch von mehreren Bundesministern und zahlreichen Nationalratsabgeordneten) unterzeichnet wurde. Diese Unterstützungserklärungen und daraus resultierende Forderungen wurden bereits an Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner übergeben, wie FHP-Vorsitzender Georg Starhemberg mitteilte.
Rosenstatter folgt Starhemberg
Zuletzt bedankte sich der Gastgeber und FHP-Vorsitzende Georg Starhemberg für die gute Zusammenarbeit bei all jenen, welche seine fünfjährige Vorsitzzeit begleiteten. Starhemberg legt mit Ende 2015 seine Funktion zurück. Für (zunächst) 2016 wurde Rudolf Rosenstatter, Obmann des Waldverbandes Österreich, als sein Nachfolger nominiert. Rosenstatter fand herzliche Worte des Dankes an Starhemberg und überreichte eine Holzstatue des heiligen Josef an den Hausherren. Starhemberg freute sich sichtlich über die Geste und verkündete, dass die Statue in der Schloss eigenen Kapelle, einen passenden Platz finden werde.
Film über 10 Jahre FHP
Aus Anlass des 10-Jahresbestehens der Kooperationsplattform FHP gab ein Film kurzen Ein- und Überblick zu den gesetzten Aktivitäten und erreichten Zielen und skizzierte die Hauptaufgaben der Organisation. Den Film kann man sich hier ansehen. In der Fotogalerie finden sie die Bilder zu den Holzgesprächen.
Die Österreichischen Holzgespräche 2016 finden am 10. November 2016 im Heffterhof in der Stadt Salzburg statt.