Österreichische Forsttagung 2015 diskutiert aktuelle Konfliktthemen
Spannungsfeld „Naturschutz und Waldbewirtschaftung“ im Mittelpunkt der Referate.
Mit der zum Teil sehr konfliktreichen Beziehung zwischen Naturschutz und Waldbewirtschaftung beschäftigte sich die Österreichische Forsttagung vom 10. bis 12. Juni in St. Johann im Pongau. Rund 250 Forstleute, Waldbesitzer und Freunde des Waldes besuchten die Tagung. Veranstaltet wurde sie vom Österreichischen Forstverein in Zusammenarbeit mit dem Forstverein für Oberösterreich und Salzburg. Neben dem fachlichen Bereich, bestehend aus Vorträgen und Exkursionen zum Tagungsthema, war auch ausreichend Gelegenheit zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch.
„Der Naturschutz ist sehr oft eine große Herausforderung für alle, die mit der Bewirtschaftung des Waldes betraut sind. Der Gedanke, Natur schützen zu müssen, ist heute weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. Wenn es aber dann darum geht, wie etwas geschehen soll, gehen die Meinungen auch unter Experten oft auseinander“, stellte Johannes Wohlmacher, Präsident des Österreichischen Forstvereins, fest. „Von aktiven Eingriffen, um bewusst zu verändern, bis hin zum Zulassen einer vom Menschen unbeeinflussten Entwicklung reicht die Palette an Vorschlägen, mit denen man als Eigentümer und Waldbewirtschafter konfrontiert wird. Der Gedanke der Fremdbestimmung steht damit unweigerlich im Raum, genauso wie jener der Rechtfertigung für die Wünsche des Naturschutzes. Gleichzeitig geschieht vieles im Wald mit großer Selbstverständlichkeit, ohne großes Aufsehen, ohne entsprechendes Marketing. Da sind Waldeigentümer, die Flächen stilllegen oder Biotope im Forst schaffen, da wird mit großer Sorgfalt auf Moore geachtet und vieles mehr“, lobte der Präsident die freiwilligen Leistungen der Waldbesitzer.
Den Vortragsblock eröffnete Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. Er betonte, dass es neben dem konfliktträchtigen Thema Natura 2000 auch gemeinsame Anliegen, wie die Energiewende und das Bekenntnis zur Verwendung von Holz oder der Lenkung der Waldnutzer im Sinne des Naturschutzes gebe. Auch die dauerhafte Sicherung der Naturwaldreservate müsse ein gemeinsames Ziel bleiben.
Forstwirtschaft im Spanungsfeld des Naturschutzrechts
Univ.-Prof. Gottfried Holzer beleuchtete die rechtlichen Aspekte dieses Themas und zeigte auf, dass durch Naturschutz und vor allem durch Natura 2000 eine massive Beeinträchtigung der Waldbewirtschaftung erfolgt. „Das Spannungsfeld wird zusätzlich strapaziert, weil gemeinschaftliche Grundlagen oft unklar sind, weil die Umsetzung in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt wird und weil Grundeigentümer unzureichend informiert beziehungsweise eingebunden werden. Weiters lassen die Gesetzestexte oft einen breiten Spielraum für Interpretationen. Dazu kommt noch die Rechtsunsicherheit bezüglich der Entschädigung von Vermögensnachteilen“, fasste Holzer zusammen.
Naturwaldreservate-Programm – Resümee nach 20 Jahren
In der „Raidinger Deklaration“ bekannte sich der Österreichische Forstverein zur Wichtigkeit von Naturwaldreservaten, er steht aber auch einer verstärkten nachhaltigen Nutzung von Holz zum Wohle der Gesellschaft positiv gegenüber. Georg Frank, Leiter des Fachausschusses für Waldbau und Naturschutz im Österreichischen Forstverein, präsentierte interessante Ergebnisse aus 20 Jahren Forschung des Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). „Die Etablierung von Naturwaldreservaten ist verhältnismäßig einfach. Ein Erfolgsfaktor ist die Einbeziehung der Eigentümer, jedoch ist die Erhaltung solcher Gebiete schwierig. Daher sollten auch in Zukunft die dafür notwendigen Ressourcen sichergestellt werden, um weiterhin Forschung betreiben zu können“, unterstrich Frank.
Klimawandel beeinflusst massiv Biodiversität und Holzaufkommen
BFW-Experte Thomas Geburek konnte mit einem Anfang 2015 erstmals veröffentlichten Index zeigen, dass die Biodiversität im Wald sehr hoch ist und es hier eine positive Entwicklung gibt. „Die Gesellschaft fordert mehr Biodiversität. Dabei darf in der Debatte der Klimawandel als wesentlicher Einflussfaktor nicht außer Acht gelassen werden, damit auch in Zukunft ausreichend Holz zur Verfügung steht“, machte Geburek aufmerksam.
Holzverwendung ist aktiver Klima- und Naturschutz
Der Vorstand des Österreichischen Forstvereins hat geschlossen die Holzbau-Charta der Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier unterschrieben. Er verweist darauf, dass 1 m3 Holz rund 1 t CO2 speichert. „Je mehr Holz verbaut und verwendet wird, desto mehr CO2 wird der Atmosphäre langfristig durch Speicherung, aber auch durch Substitution anderer Baumaterialien entzogen und trägt somit positiv zum Klimaschutz bei. Zusätzlich wird die regionale Wertschöpfung gesteigert und Arbeitsplätze gesichert“, betont der Vorstand.
Sicherheit im Wald für alle notwendig
Ein weiteres „heißes“ Thema bei der Forsttagung war die von einer lautstarken Gruppe angestrebte generelle Öffnung der Forststraßen und Wanderwege für Mountainbiker. Präsident Wohlmacher dazu: „Entsprechend seinem Leitbild trägt der Österreichische Forstverein Verantwortung für den Wald. Die Lenkung der zahlreichen Anforderungen unserer Freizeitgesellschaft vom Drachenfliegen über Geocatching bis hin zum Mountainbiken im Wald ist dringlicher denn je. Dies funktioniert nur, wenn auch das Mountainbiking in Zukunft nicht generell im Wald freigegeben ist, sondern auf naturverträglichen Routen, auf vertraglicher Basis, weiterhin möglich ist. Wo zusätzlicher Bedarf an Routen artikuliert wird, soll diesem auf natur- und umweltverträglicher Weise nachgekommen werden.“ Der Forstverein hat daher die Petition „Sicherheit im Wald für alle“ gestart, unterschreiben kann man sie auf www.sicherheitimwaldfueralle.at.
Alle Vorträge der Tagung stehen unter http://www.forstverein.at/de/forsttagung-2015/ zum Download bereit. Die nächste Österreichische Forsttagung wird im Juni 2016 in Tirol, Kufstein, abgehalten.