Papier: es ist vielfältig und oftmals vielschichtig, flexibel in der Gestaltung, seiner Form und Beschaffenheit, kann jede beliebige Form annehmen, leicht sein oder schwer, fest oder flüssig, weiß oder färbig, variabel formbar, gerissen, gefaltet, gebogen, zerknüllt, gepresst, geprägt oder gestanzt. Kein Wunder also, dass sich Papier in der Kunst großer Beliebtheit erfreut!
Abgesehen von der Papier-Falt-Kunst des Origami (ein eigener Beitrag dazu findet sich hier) welche bereits vor mehreren Jahrhunderten entstand, ist die Papierkunst eine eher junge Kunst. Zu den ersten Papierpionieren zählen Picasso und Barque welche Anfang des 20. Jahrhunderts Papier in Gemälde klebten und damit den Ausgangspunkt für Collagen schufen. Das Papier das sie dafür verwendeten reichte von Tapetenfetzen bis zu Zeitungsstücken – eine Tatsache, die für damals revolutionär war!
Sie ist eine Kunstströmung die seit den 60er Jahren bekannt ist. Es werden dabei gewöhnliche, leistbare und alltägliche Materialien verwendet. Aus heutiger Sicht ist dies ein Konzept mit nachhaltigen, recycelbaren Rohstoffen und ein (wieder)verwertbarer, kulturpolitisch korrekter, eben umweltbewusster Umgang mit künstlerischen Materialien. So zum Beispiel verwendet der oberösterreichische Künstler Robert Mittringer die „armen“ Stoffe Karton, Pappschachteln und Papier.
Zu dieser Zeit entwickelte sich die Papierkunst weiter, da auch alltägliche Papiere für Collagen verwendet wurden. Um diese Zeit fingen Hans Arp und Josef Albers an räumliche Papierkonstruktionen zu fertigen und so die Papierkunst um eine Dimension zu erweitern. Zur gleichen Zeit entwickelte sich die Künstler-Gruppe Zero, welche von der Beschaffenheit des weißen Papiers, dessen Leere und Gegenstandslosigkeit angetan waren. Ein wichtiges Mitglied dieser Gruppe war der Österreicher Hans Bischoffshausen. Er arbeitete 1966 in seiner Pariser Zeit an so genannten „papiers sculptés“ und prägte Karton ohne die Fläche des Papiers auszubrechen. Es entstanden auch reliefartige Arbeiten, mit weiß auf weiß, sowie Collagen mit Seidenpapier. Durch Stanzen und Löchern entstanden die für seine Tafeln typischen Strukturen.
Der Wiener Künstler Walter Weer verbindet Papier und Karton auch mit Holz und Schnüren, um so große dreidimensionale Raumnetze und Reusen zu erschaffen. Der Steirer Christian Eisenberger hingegen kombiniert Karton, Gebrauchtgegenstände und Klebeband oder verwendet gepresste Zeitungsobjekte eines namhaften Kleinformates.
Ein wichtiger Künstler, der Papier als Raum-Medium einsetzt ist Franz West, der 1979 mit den Arbeiten „Passstücke“ begonnen hat. Er verwendet dafür Papier in Verbindung mit Draht und Alltagsgegenständen um aus Pappmaché Skulpturen zu erschaffen. In ähnlicher Weise verschwimmen die Grenzen zwischen Skulptur und Gebrauchsobjekt bei den Kunstwerken des Vorarlbergers Tone Fink. Alfred Haberpointner ist ein Künstler der nächsten Generation aus Salzburg. Das Papier das er verwendet, wird zuerst aufgeraut, um so die Oberflächenbeschaffenheit des Papiers zu verändern.
Neben der Wiener Künstlerin Ingrid Cerny und der oberösterreichischen Künstlerin Christa Mayerhofer sollte als eine der namhaften Papierkünstlerinnen auch die Kärntnerin Birgit Knoechl genannt werden. In ihrem Werk zum Thema Wachstum „Out of Control-Growth zum Beispiel nimmt sie Tuschezeichnungen als Ausgangspunkt und schafft daraus dann mittels Zer- und Ausschneiden dreidimensionale, in den Raum ragende Kunstwerke. Die Niederösterreicherin Beatrix Mapalagama hat schon in diversen Ländern ihre Kunstwerke ausgestellt, so zum Beispiel in Japan, China und Indien, den Hochburgen der Papierherstellung. Sie stellt ihr Papier selbst her und hat 2000 eine eigene Werkstätte für PapiermacherInnen und PapierkünstlerInnen in Wien 1030 gegründet. Dort werden von ihr und auch anderen Künstlern, regelmäßig Workshops zu verschiedensten Papierkunstarten angeboten. Wer mehr über die Papierkunst im Rahmen eines Studiums erfahren möchte, kann dies an der Kunstuniversität Linz tun. Die Abteilung Textil/Kunst & Design wird von der oberösterreichischen Künstlerin Priska Riedl geleitet und hat sich der Papierkunst geöffnet.
Ist eine internationale Biennale der Papierkunst, welche seit 1986 alle zwei Jahre im Leopold-Hoesch-Museum und dem Papiermuseum in der Papierstadt Düren, Deutschland stattfindet. Die Ausstellung zum Thema Papier fand in Düren zum ersten Mal 1981 statt. Damals beteiligten sich die Papierindustrie der Region und Künstler aus vielen Ländern – mittlerweile stellen Künstler aus verschiedenen europäischen und außereuropäischen Ländern Kunstwerke aus.
Es war auch in Düren 1986 als die IAPMA, die „International Association of Hand Papermakers and Paper Artists“ gegründet wurde. Derzeit umfasst die IAPMA rund 500 Mitglieder und ist der größte Zusammenschluss an Papierkünstlern mit dem Ziel die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zwischen den Papierkünstlern zu fördern.
IAPMA (International Association of Hand Papermakers and Paper Artists)