Naturwissenschaft operiert mit Zahlen, Graphen und Fakten. Um allgemein gültige Aussagen treffen zu können, muss sie sich Objektivität als oberste Instanz an die Fahnen heften. Auch in der Forstwirtschaft ist das so: Mit welchem mathematischen Werkzeug liest man ein Datenmeer an Gensequenzen, wo bloß ein einziger Marker ausreicht, einen großen Unterschied bei der genetischen Variabilität einer Baumart auszumachen? Wie hat sich diese Baumart in welchem Zeitraum in welcher geografischen Lage ausgebreitet? Wie steht es um die endlosen Datenreihen von Langzeitstudien, die die forstlichen Expertinnen und Experten dahingehend zu interpretieren wissen, wie sich diese Baumarten unter geänderten Klimabedingungen entwickeln werden? Wie ist es um die genetische Vielfalt bestellt? Wie lange kann uns diese Baumart noch ausreichend mit Holz versorgen?
Das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) hat eine langjährige Expertise zum Wald in all seinen Facetten: forstwirtschaftlich, ökologisch und sozial soll er sein. Er soll unser Klima regulieren, uns vor Naturgefahren schützen und Holz liefern. Das BFW hat eine Reihe von Daten zu diesem Thema, die nun im Rahmen eines groß angelegten Projektes zu einem Portal mit dem Namen waldzahlen.at zusammengefasst werden. Bis Mitte 2015 soll diese Datenbank für alle mit Wald Beschäftigten und am Wald Interessierten zugänglich sein. Damit die Waldforschung aber nicht nur als Formel und Zahlenreihe im Raum steht, haben wir zwei Visual-Artists und einen Musiker gebeten, uns ihre Vorstellung von Wald zu vermitteln. In dem Projekt „See Aural Woods“ aus der vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) kuratierten wissenschaftsästhetischen Reihe „Unseen Science“ interessieren sich die Visual Artists Astrid Steiner und Florian Tanzer / Luma.Launisch und der Musiker und Autor Juergen Berlakovich / Takamovsky für diese Daten und die audiovisuellen Aspekte des Waldes. Unter dem Titel „See Aural Woods – An Audiovisual Journey into the Forests“ werden zurzeit Filme und ein Making-of erstellt, die in Auseinandersetzung mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des BFW entstanden sind.
„Mich interessieren in meinen Arbeiten vor allem Transformationsprozesse. Wo wird Sprache zu Klang? Gibt es eine Semantik des Sounds? Wie findet die uns umgebende akustische Welt Eingang in literarische und musikalische Erzählungen? Für mich wird der Wald in diesem Projekt zu einem faszinierenden Musikinstrument. Ich mache Fieldrecordings, sample die Sounds des Waldes, sonifiziere Datenmaterial aus dem Bereich der Waldgenetik und transformiere das so gewonnene Basismaterial zu einer audiovisuellen Erzählung.“
Juergen Berlakovich / Takamovsky
„Unsere Kombination von Realbild und Abstraktem weckt Assoziationen. Die Bildwelt aus Analogien und Symbolik spielt mit der Fantasie des Betrachters. Wir wollen eine Geschichte erzählen, die bei jedem ein wenig anders im Kopf abläuft, die Bilder beim Betrachter entstehen lässt, ohne diese zu konkret zu zeigen. Wir richten unseren Blick auf die vielen Schichten des Waldes im Wechsel der Jahreszeiten. All unsere Sinne werden angesprochen: durch die Gerüche, den Geschmack von Beeren, die Laute von Tieren, die wundervollen Lichtstimmungen.“
Astrid Steiner, Florian Tanzer / Luma.Launisch
Nicht nur der visuellen Ebene wird Aufmerksamkeit gewidmet. Auch der akustische Layer, der an eine Sonifikation gekoppelt ist, hat eine zentrale Rolle inne. Die Sonifikation ist eine noch relativ junge, doch in manchen Bereichen bereits etablierte Möglichkeit der wissenschaftlich-ästhetischen Bearbeitung von Information: Dabei wird bei der kognitiven Erfassung die visuelle Dimension um die des Hörens erweitert. Der interdisziplinär angelegte Forschungsbereich Sonifikation bietet die Möglichkeit, Zahlenparameter, so wie sie in den Datenlangzeitpools des BFW vorhanden sind, in akustische, – im Rahmen des Projektes – gekoppelt an rhythmische Klänge, zu verwandeln.
Anmeldung unter wald@soundframe.at