Pollen: Schlecht für AllergikerInnen, gut für den Wald
Das Frühjahr ist eine ambivalente Angelegenheit. Es vermag die Lebensgeister zu wecken. Die Allergikerinnen und Allergiker machen sich jedoch schon gefasst auf den nächsten Pollenflug.
Aber es ist fast geschafft, was die Bäume betrifft: Nach der Birke blühen nur noch die Fichte im geringen Ausmaß und die Kiefer. Was für manche ein mehr als leidiges Thema ist, ist für die Bestäubung von Bäumen von großer Bedeutung. Für die heimischen Bäume ist die Windbestäubung die wichtigste Form der Reproduktion. Da die weiblichen Blüten nur wenige Tage befruchtbar sind und ein großer Teil der freigesetzten Pollen verloren geht, ist die Massenproduktion von Pollen je nach Baumart eine logische Überlebensstrategie. „Wie intensiv ein Baum blüht, lässt sich anhand der Pollenmenge ablesen. Und auch die Menge von keimfähigen Samen ist ein Indikator dafür, ob sich ein Wald gesund und nachhaltig verjüngt“, sagt Dr. Heino Konrad vom Institut für Waldgenetik des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW).
Die heurige Pollensaison zeigt starke Blühjahre bei einer Reihe von Baumarten: Die überdurchschnittlichen Pollenwerte bei Fichte, Eiche und Tanne dürften auch zu einem guten Samenjahr in den Höhenlagen von 700 bis etwas über 1000 Meter führen. „Bei der Fichte war ein solches schon überfällig. Im letzten Jahrzehnt hat die Fichte nicht mehr voll geblüht: Umfasste der Zeitaum früher zehn bis zwölf Jahre bis zur nächsten vollen Blüte, sind diese Abstände nun kürzer geworden, für den Preis, dass der Baum nur mehr zur Hälfte blüht“, resümiert Konrad. Auch die Esche, die derzeit schwer unter dem Triebsterben zu leiden hat, hat heuer sehr üppig geblüht. Unterdurchschnittlich war die Blüte bei Buche, Hainbuch, Erle sowie bei der Lärche (siehe Infografik).
Ob die Vorverlagerung des Blühbeginns von Frühblühern Auswirkungen des Klimawandels sind, lässt sich nicht mit definitiver Bestimmtheit sagen. Litschauer & Jäger haben jedenfalls im Zuge ihrer Untersuchungen festgestellt, dass sich seit 1980 der Blühbeginn von den Baumarten Erle, Hasel, Ulme und Lärche um 14 Tage vorverlagert hat. Die relativ anspruchslose Weißtanne (Baum des Jahres 2015) weist einen nahezu gleichbleibenden Rhythmus der Pollenverteilung auf. Nach einem sogenannten Fruktifikationsjahr folgen in der Regel zwei Jahre, in denen der Baum Nährstoffe ansammelt, um daraufhin wieder voll zu fruchten.
Für eine naturnahe Waldbewirtschaftung ist es notwendig, die Zusammenhänge zwischen Blühintensität, Wetter und den Strategien der Ernte von Samen für die Pflanzenproduktion zu verstehen. Das geschieht am BFW seit über 20 Jahren. Die Daten, die am Lehrforst Ofenbach Rosalia (NÖ) der BOKU Wien von 22 verschiedenen Laub- und Nadelbäumen mithilfe von Pollen- und Samenfallen gesammelt werden, werden am BFW laufend analysiert und für forstliche Bewirtschaftungsstrategien aufbereitet.

Literatur
Litschauer, Konrad, Bortenschlager, Schantl: Reproduktionsmonintoring auf inneralpinen Standorten. BFW-Berichte 146/2014
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Rückfragen
Dr. Heino Konrad,
+43-1-87838 2112, heino.konrad@bfw.gv.at