Die energetische Nutzung von Holz steht nicht im Widerspruch zur Verwendung von Holz als Bau- oder Werkstoff – im Gegenteil. Mit der Holzernte im Wald und beim Einschnitt im Sägewerk fallen automatisch große Energieholzmengen als Nebenprodukte an.
In einem erntereifen Waldbestand fallen bei der Holzernte Baumteile für alle Verwertungsbereiche an: Das wertvolle Stammholz sind die stärksten, möglichst geraden und astfreien unteren Stammteile, die als Sägerundholz oder Furnierholz den höchsten Preis am Holzmarkt erzielen. Aus den dünneren und qualitativ schlechteren Stammteilen wird einerseits Industrieholz für die Papier- und Plattenindustrie und andererseits Energieholz (Scheitholz oder Hackgut) erzeugt. Starke Äste, sehr krumme oder beschädigte Baumteile werden in erster Linie zu Energieholz verarbeitet.
Einige Baumarten werden von der Holzindustrie kaum nachgefragt – aus besonders harten und schweren Hölzern wie Hainbuche, Robinie oder Zerreiche entsteht daher auch vor allem Energieholz. Und schon während des gesamten Bestandswachstums fallen bei der Waldpflege große Mengen an Scheitholz und Hackgut zur Energieerzeugung an.
Die österreichischen Waldbesitzer erzeugen also in ihren Wäldern gleichzeitig sowohl Sägerundholz als auch Industrieholz und Energieholz. Bei der Verarbeitung in der Sägeindustrie fallen wiederum große Mengen an Holzresten an, die in der Industrie oder als Energieholz Verwendung finden. Aus 30 Mio. fm Holz, die im heimischen Wald geerntet oder aus den Nachbarländern importiert werden, entstehen 9 Mio. m3 Schnittholz sowie etwa 18 Mio. m3 Nebenprodukte. Bei der Weiterverarbeitung des Schnittholzes kommen weitere Restholzmengen hinzu.
Etwa 80 Prozent der in Österreich eingesetzten Frischholzmenge werden industriell verwertet. Der Rest dient direkt als regionaler Brennstoff in Österreichs Haushalten und Nahwärmeanlagen. Etwa die Hälfte der Österreichischen Haushalte verfügen über ein Holzheizsystem wie Biomassekessel, Öfen und Herde, oder heizen indirekt über Fern- und Nahwärmeanlagen mit Holz.
An jedem Punkt der Wertschöpfungskette – sowohl bei der Holzbereitstellung durch den Waldbesitzer als auch bei der Holzverarbeitung in Gewerbe und Industrie – sorgt der offene Wettbewerb am freien Markt dafür, dass die Haupt- und Nebenprodukte bestmöglich verwertet werden. Eine verordnete Rohstofflenkung wäre diesem Zweck nicht dienlich. Die immer wieder geführte Diskussion um die stoffliche „oder“ energetische Nutzung von (biogenen) Rohstoffen geht am Kern der Sache vorbei. Die Lösung liegt nicht im „entweder oder“, sondern im „sowohl als auch“. Ziel sollte sein, eine möglichst große Holzmenge unter Wahrung der Nachhaltigkeitsprinzipien auf den Markt zu bringen und einen möglichst intelligenten Marktdurchlauf mit höchster Wertschöpfung und Energieeffizienz zu gestalten.
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