Das Österreichische Wildeinflussmonitoring (WEM) wird nach bundeseinheitlichen Richtlinien durchgeführt und wurde entwickelt, um den Einfluss des Wildes auf die Waldverjüngung (siehe Naturverjüngung) durch Verbiss und Verfegen (=Schaden durch Geweih) von Jungpflanzen und dessen Entwicklung in den Bezirken laufend beobachten zu können.In der ersten Erhebungsperiode (2004-06) finanzierte der Bund die Erhebung von 40 Probeflächen je Bezirk zu 60%, 40% der Kosten trugen die Länder. Die Daten wurden durch die Länder erhoben, über Internet in eine BFW-Datenbank eingegeben und zentral am BFW ausgewertet. In Periode 2 (2007-09) erfolgte die Finanzierung durch die Länder alleine. Oberösterreich und Vorarlberg beteiligten sich nicht mehr am WEM, da sie ein Verbissmonitoring mit Vergleichszäunen durchführen.
Die Beurteilung des Wildeinflusses erfolgt in drei Stufen:
Als Zusatzinformation wird für jede Wildeinfluss-Stufe ausgewiesen, auf wie vielen Flächen Ziel- und Mischbaumarten vorhanden oder verschwunden sind.
Die Darstellung des Wildeinflusses in den Stufen „gering“, „mittel“ und „stark“ gibt einen Gesamteindruck von der Verbiss-Situation in einem Bezirk. Das Ergebnis hängt sehr stark vom Anteil an verbissanfälligen Waldgesellschaften und Baumarten ab. Das Bundesergebnis weist einen geringen Wildeinfluss auf etwa einem Drittel der Flächen aus. Fast zwei Drittel der Verjüngungsflächen werden durch Wildeinfluss in ihrer Entwicklung und Baumartenzusammensetzung stark beeinflusst. Jahrelang anhaltender starker Wildeinfluss führt meist zu einer deutlichen Höhendifferenzierung der einzelnen Baumarten.
Folgen von lange anhaltendem starkem Wildeinfluss
Bei dieser Verjüngung im Fichten-Tannen-Buchenwald wachsen die unverbissenen Fichten ungehindert, während die verbissenen Buchen deutlich zurückbleiben und die sehr stark verbissenen Tannen, Ahorne, Eschen, usw. kaum über 30 cm hinauskommen.
Auch hier finden sich in der ersten Verjüngungsphase alle Mischbaumarten, aber je älter und je höher die Verjüngung wird, desto weniger Baumarten kommen mit, bis zum Schluss eine reine Fichtendickung übrig bleibt.
Die beiden Fotos entsprechen der Situation in vielen Bezirken, wie sie sich jeweils in der Abbildung „Baumartenverteilung in den Höhenklassen“ darstellt.
Das Bundesergebnis (sieben Länder) zeigt kaum Veränderung zwischen den Perioden, da sich die Verbesserungen und Verschlechterungen der einzelnen Länder und Bezirke etwa die Waage halten. Die im Jahr 2007 erhobenen Bezirke weisen zum Teil einen wesentlich geringeren Vorjahresverbiss durch den Rekordwinter 2005/06 auf und verbessern damit das Ergebnis (zum Beispiel im Waldviertel). Derartige saisonale Schwankungen tragen zur Unterschätzung des Wildeinflusses bei, können aber nach mehreren Wiederholungsaufnahmen besser beurteilt werden.
Bundesweit kommen auf etwas weniger als der Hälfte aller Flächen die namensgebenden Baumarten der Waldgesellschaften vor (Periode 1: 45%, Periode 2: 47%), allerdings hauptsächlich in der ersten Höhenklasse (10-30 cm). Starker Wildeinfluss hindert Ziel- und Mischbaumarten in ausreichender Zahl über 1,3 m zu wachsen. Zunehmende Schadereignisse durch Stürme und Borkenkäfer zeigen, wie wichtig es ist, diese Baumarten zu erhalten und ihnen wieder einen entsprechenden Anteil in den Beständen zu geben, solange noch ausreichend Samenbäume zur Verfügung stehen. Vor allem tiefwurzelnde Baumarten wie Tanne oder Eiche werden bei extrem klimatischen Bedingungen (Trockenheit / Hochwässer, Stürme) an Bedeutung gewinnen.
Die Baumartenverteilung in der Verjüngung ist von Natur aus immer einer Dynamik unterworfen. Die Einflussfaktoren wie etwa Lichtangebot und Konkurrenzvegetation sind vielfältig und ebenfalls wechselnd. Auch der Wildeinfluss würde von Natur aus zyklisch mit den übrigen Faktoren schwanken, kann aber durch jagdliche Nutzung, die einen nachhaltigen Abschuss auf relativ kleinen Flächeneinheiten zum Ziel hat, über Jahrzehnte konstant gehalten werden. Verbissempfindlichere und verbissbeliebtere Baumarten bleiben dann gegenüber verbissunempfindlicheren Baumarten im Wachstum zurück und scheiden deshalb später oft im Konkurrenzkampf mit den anderen Baumarten aus. Spätestens wenn die alten Samenbäume weg sind, ist auf einer Fläche die natürliche Verjüngungsuhr für diese Baumart abgelaufen. Durch das WEM kann diese „schleichende Entmischung“ durch lang anhaltenden, starken Wildeinfluss beobachtet werden.
Das Verbissprozent sollte immer zusammen mit der Stammzahl und der Höhenentwicklung einer Baumart betrachtet werden. Bei guten Verjüngungs- und Wachstumsbedingungen können von einer relativ verbissunempfindlichen Baumart trotz hohem Verbissprozent ausreichend unverbissene Individuen in die Dickung einwachsen, während empfindlichere Baumarten auf kargeren Standorten schon bei relativ niedrigem Verbissprozent ausfallen können. Nicht die absolute Höhe, sondern die Relation der Verbissprozente der einzelnen Baumarten ist entscheidend.